Cannoptikum
Phytocannabinoide

Phytocannabinoide: Cannabinoide aus der Cannabispflanze

Lesedauer: ca. 10 Minuten

Phytocannabinoide sind Cannabinoide, die aus der Cannabispflanze gewonnen werden. Diese Verbindungen befinden sich in den drüsigen Trichomen (haarähnliche Strukturen) auf den Blütenständen weiblicher Cannabispflanzen. Zu den bekanntesten Phytocannabinoiden gehören ∆9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), die jeweils einzigartige Eigenschaften besitzen. THC ist psychoaktiv und CBD ist nicht psychoaktiv. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Phytocannabinoide, ihre Eigenschaften und ihre potenziellen medizinischen Anwendungen.

Was sind Phytocannabinoide?

Phytocannabinoide sind natürlich vorkommende Cannabinoide, die aus der Cannabispflanze stammen. Die häufigsten Phytocannabinoide sind THC und CBD. THC ist für seine psychoaktiven Effekte bekannt, während CBD aufgrund seiner therapeutischen Eigenschaften ohne „High“-Effekt an Bedeutung gewonnen hat. Über 200 Phytocannabinoide wurden in Cannabis entdeckt, darunter Verbindungen wie Cannabigerol (CBG), Cannabichromen (CBC) und viele andere, die eine wichtige Rolle spielen.

Arten von Phytocannabinoiden

Neben THC und CBD existieren viele weitere Phytocannabinoide, die jeweils einzigartige Eigenschaften aufweisen. Hier sind einige der wichtigsten Verbindungen:

  • Cannabidiol (CBD): Bekannt für sein Potenzial zur Behandlung von Angstzuständen, Schmerzen und neurologischen Störungen. Nicht psychoaktiv.
  • ∆9-Tetrahydrocannabinol (THC): Verantwortlich für die psychoaktiven Effekte von Cannabis. Es bindet an CB1-Rezeptoren im Gehirn und beeinflusst Gedächtnis, Vergnügen und Bewegung.
  • Cannabigerol (CBG): Kommt in geringen Mengen vor, wird aber als „Mutter“ der anderen Cannabinoide angesehen. Es kann entzündungshemmende und neuroprotektive Eigenschaften besitzen.
  • Cannabichromen (CBC): Kann die psychoaktiven Effekte von THC beeinflussen und hat Potenzial als entzündungshemmendes Mittel.
  • Cannabinol (CBN): Entsteht durch den Abbau von THC, hat milde psychoaktive Effekte und kann als Beruhigungsmittel nützlich sein.

Gruppen von Cannabinoiden nach Ursprung

Cannabinoide können in verschiedene Gruppen unterteilt werden, je nach ihrer Herkunft. Diese Kategorisierung hilft, ihre Eigenschaften und Funktionen besser zu verstehen:

1. Natürliche Phytocannabinoide

Diese werden in der Cannabispflanze biosynthetisiert, meist in ihrer sauren Form (wie THCA, CBDA), und wandeln sich durch Decarboxylierung, einen Prozess unter Einwirkung von Wärme und Licht, in ihre neutralen, aktiven Formen (wie THC und CBD) um.

2. Natürliche Abbauprodukte

Einige Cannabinoide entstehen durch den natürlichen Abbau anderer Cannabinoide, wie z.B. Cannabinol (CBN), das durch die Oxidation von THC im Laufe der Zeit gebildet wird.

3. Halbsynthetische Cannabinoide

Dies sind Cannabinoide, die chemisch aus ihren natürlichen Formen modifiziert wurden. Ein Beispiel ist HHC (Hexahydrocannabinol), ein hydriertes Derivat von THC.

Therapeutische Vorteile von Phytocannabinoiden

Phytocannabinoide haben sich als vielversprechend in der Behandlung verschiedener medizinischer Zustände erwiesen. Einige der wichtigsten Vorteile umfassen:

Entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte

Cannabinoide wie CBD und THC haben entzündungshemmende Eigenschaften gezeigt, was sie nützlich bei der Behandlung von Erkrankungen wie Arthritis macht. Sie können Schmerzen lindern, indem sie mit dem endocannabinoiden System des Körpers interagieren.

Neuroprotektive Effekte

Cannabinoide wie CBD, CBG und CBC haben neuroprotektive Eigenschaften gezeigt, die bei der Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson hilfreich sein könnten.

Antikonvulsive Effekte

CBD wurde von der FDA zur Behandlung von Epilepsie zugelassen, insbesondere bei seltenen Formen wie dem Dravet-Syndrom. Andere Cannabinoide könnten ebenfalls zur Reduzierung der Anfallshäufigkeit bei Patienten beitragen.

Synthetische und halbsynthetische Cannabinoide

Neben natürlich vorkommenden Phytocannabinoiden wurden auch synthetische und halbsynthetische Cannabinoide in Laboren entwickelt. Diese Verbindungen können die Wirkungen natürlicher Cannabinoide nachahmen oder modifizieren:

Synthetische Cannabinoide (SC)

Diese Verbindungen, oft als "Spice" oder "K2" bekannt, unterscheiden sich strukturell von natürlichen Cannabinoiden, interagieren jedoch mit denselben Rezeptoren. Sie sind wesentlich potenter und können schwere Nebenwirkungen verursachen.

Halbsynthetische Cannabinoide (SSC)

Halbsynthetische Cannabinoide wie Hexahydrocannabinol (HHC) und THC-O-Acetat werden durch chemische Modifizierung natürlicher Cannabinoide hergestellt. Ihr Sicherheitsprofil wird noch untersucht, doch sie zeigen oft ähnliche Effekte wie THC.

THCP (Tetrahydrocannabiphorol)

THCP (Tetrahydrocannabiphorol)

THCP ist ein relativ neues und extrem potentes synthetisches Cannabinoid. Es wurde 2019 entdeckt und weist eine chemische Struktur auf, die THC ähnelt, jedoch mit einer längeren Alkyl-Seitenkette, was seine Bindungsaffinität zu den CB1- und CB2-Rezeptoren erhöht. Diese erhöhte Potenz bedeutet, dass THCP möglicherweise stärkere psychoaktive Effekte als THC hervorruft. Erste Studien deuten darauf hin, dass es bei der Schmerzbehandlung Anwendung finden könnte, doch es bedarf weiterer Forschung, um sein volles Potenzial und seine Sicherheit zu verstehen.

Für detaillierte Informationen zu anderen Cannabinoiden besuchen Sie unser umfassendes Cannabinoid-Lexikon.

Quellen:

  1. Sydney University: Phytocannabinoids Overview
  2. Izzo et al., 2021: Cannabinoids in the Treatment of Inflammatory Diseases
  3. Davis et al., 1983: Cannabidiol and Epilepsy
  4. Research on Cannabinoids in Neuroprotection
  5. Cannabinoid Profile Analysis
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